Kunstorte
In der Kunststadt Dresden steht mit dem vor 100 Jahren von Hans Erlwein erbauten, ehemaligen Schlachthofensemble auf der Ostrainsel ein Areal zur Verfügung, das ein unerschöpfliches Potential besitzt. Hier wird zeitgenössische Kunst in außergewöhnlichen Räumen präsentiert, so kann sie frei von jeglichen Konventionen und einengenden Strukturen großformatig Entfaltung finden.
Die unterschiedlichen architektonischen Besonderheiten von Rinderstall, Heuböden, Futterställen, Sozialtrakt, Zentrallager, Fettschmelze, Direktorenvilla, Pförtnerhäuschen und Amtsschlachthof bieten ein unvergleichliches Spektrum von Raummöglichkeiten, in denen Kunst präsentiert und in unterschiedlichste Kontexte gestellt werden kann. Seit 2007 werden jährlich neue Gebäude des langsam verfallenden Geländes geöffnet und teils als temporäre Ausstellungsräume und anderenteils als feste Bestandteile des entstehenden Kunst-Zentrums hergerichtet.
Die OSTRALE hat die Vision, konventionelle Normansprüche in Frage zu stellen, aufzubrechen sowie gleichzeitig der zeitgenössischen Kunst neue Möglichkeiten der Interpretation anzubieten. Die Vielfalt der Räume ist den Künstlern in der Erschaffung und dem Publikum in der Rezeption ein Ort der Inspiration und der sinnlichen Wahrnehmung.
Die Nähe zum Stadtzentrum, die andauernde Veränderung der Ostrainsel und die Flora und Fauna der Elbwiesen, die für Ruhe und Erholung stehen, machen aus der OSTRALE etwas Besonderes, ein verstecktes Juwel im geschäftigen Herzen der Stadt.
Großes Ostragehege
Das Ostragehege liegt in der Kernzone des ehemaligen Weltkulturerbes Dresdner Elbtal und definiert über seine Breite eine der breitesten Stellen der gesamten Kulturlandschaft. Es beginnt heute an der Marienbrücke und wird fast im Halbkreis im Norden durch die Elbe begrenzt. Im Süden liegt die Friedrichstadt. Im Westen und Süden endet das Ostragehege am größten Binnenhafen Dresdens, dem Alberthafen Dresden-Friedrichstadt.
Benannt ist das Ostragehege nach dem Dorf Ostra, das 1206 erstmals erwähnt wurde. Ostra selbst bedeutet „Insel“ und trifft damit begrifflich den Charakter des Geheges gut, obwohl Ostra in der heutigen Friedrichstadt lag. Mit dem Ausbau der Stadtfestung von Dresden wurde das Gebiet um Ostra als „Ostravorwerk“ erschlossen. 1568 wurde das Dorf Ostra deshalb aufgelöst und die Bewohner in die Flur des Dorfs Leubnitz (seitdem deshalb Leubnitz-Neuostra) umgesiedelt.
Caspar David Friedrich: „Das Große Gehege“ (1832)
Ursprünglich ist dieser Landschaftsraum größer gewesen und erstreckte sich mit dem „Kleinen Ostragehege“ bis fast an den ehemaligen Königlichen Marstall heran. Vor den Stadterweiterungen im 19. Jahrhundert war dieses Gebiet von einer teilweise bewaldeten Feuchtwiesenlandschaft geprägt. Weil sich die Weißeritz früher flussaufwärts vom Hauptbereich des Ostrageheges in die Elbe ergoss und auf diese Weise einen großen Schwemmlandfächer erzeugte, war dieses Areal lange eine permanente Feucht- und Überschwemmungszone. Durch anthropogene Einflüsse, wie die Verlegung des Weißeritzlaufes, Drainagen, großflächige Aufschüttungen, Elbuferausbau und Bebauungen sowie die Errichtung des Elbhafens haben sich die hydrologischen Verhältnisse und Elbuferzonen erheblich verändert.
Die Schlachthofanlage von Stadtbaurat Hans Erlwein, die aus 68 einzelnen Gebäuden bestand, wurde nach fünfjähriger Bauzeit am 19. August 1910 eingeweiht. Das Gebäudeensemble wurde im Großen Ostragehege auf einer großflächigen Aufschüttung im sogenannten Heimatschutzstil erbaut und gilt als bedeutendes Beispiel der Jugendstil-Industriearchitektur.
Die Anlage wurde in Form einer Siedlung errichtet, die von einer Ringstraße umfasst wird. Am Schlachthofring gab es einen Viehhof mit Eisenbahnanschluss, Markthallen, Ställe für Groß- und Kleinvieh, Schlachthallen, ein Kessel- und Maschinenhaus, ein Kühlhaus und eine Gaststätte. Die Kapazität des Schlachthofes war im Jahr 1910 auf 550 Rinder, 3.450 Kälber und Schafe sowie 2.500 Schweine pro Tag ausgelegt.
Die Bombenangriffe im Februar 1945 richteten schwere Schäden an den Gebäuden des Schlachthofes an. Bei dem wegen der akuten Lebensmittelknappheit in der Nachkriegszeit sehr forcierten Wiederaufbau stellte man die Gebäude in einer vereinfachten Form wieder her, sodass vieles der Jugendstil-Architektur verloren ging. In der Zeit der DDR war hier das Dresdner Fleischkombinat in Betrieb.
Die verbliebenen historisch wertvollen Bauten des alten Schlachthofes stehen heute unter Denkmalschutz.